Analoger Audio Signalfluss und die Anwendungsübertragung auf DAWs

Chilli Beats & Dada im Stud

In diesem Blogpost werfen wir einen detaillierten Blick auf den Signalfluss der SSL 4000 G+ und erklären, warum es sinnvoll ist, einen ähnlichen Workflow in der digitalen Domäne, unser Beispiel: Logic Pro X zu adaptieren. Die SSL 4000 G+ ist eine analoge Inline-Mischkonsole, die für ihre legendäre Klangverarbeitung und ihren einzigartigen Workflow bekannt ist. Ihr Signalfluss hat sich als Standard in der Musikproduktion etabliert und beeinflusst nach wie vor das Layout vieler digitaler Audio Workstations (DAWs).

Bevor wir uns im Signalfluss der 4000 G+ vertiefen, erstmal grob über Signalfluss:

Der Signalfluss beschreibt den Weg, den das Audiosignal von der Quelle bis zur Wiedergabe nimmt. Es ist vergleichbar mit einem Fluss von Wasser durch verschiedene Stationen. Hier sind die grundlegenden Schritte:

Audioquelle: Der Ausgangspunkt ist die Audioquelle, beispielsweise ein Mikrofon, eine Gitarre, Keyboard, oder eine Aufnahme. Hier wird das ursprüngliche Klangerzeugungssignal erzeugt.


Aufnahmegerät oder Eingang: Das Audiosignal wird durch ein Aufnahmegerät aufgenommen. Dies kann ein Mikrofonvorverstärker sein, der das schwache Mikrofonsignal verstärkt.

Signalverarbeitung: Nach der Aufnahme kann das Signal durch verschiedene Verarbeitungsschritte gehen. Das können Effekte wie Equalizer (für die Klangformung), Kompressoren (zur Dynamikregelung) oder andere Effektgeräte sein. Diese Schritte dienen dazu, das Audiosignal nach den kreativen oder technischen Anforderungen zu formen. Bevor eine solche Bearbeitung in der digitalen Domäne passieren kann muss das Analoge Signal durch einen Analog/Digital Wandler (Audio Interface) in ein Digitales Signal umgewandelt werden.


Mischpult oder DAW (Digital Audio Workstation): Das bearbeitete Signal gelangt zu einem Mischpult oder einer DAW. Hier werden mehrere Audiosignale miteinander gemischt.

Routing Optionen: In einem Mischpult oder einer DAW gibt es verschiedene Wege, wie das Audiosignal geleitet werden kann. Zum Beispiel kann man festlegen, ob ein Gesangssignal direkt zum Hauptmix gelangt oder ob es zuerst durch eine Sammelschiene geht, bevor es zum StereoOut (MasterBus/MixBus) hinzugefügt wird, mehr dazu später.

Ausgang oder Master: Das gemischte Signal verlässt das Mischpult oder die DAW und geht zum MixBus. Dieser kann zu einem Aufnahmegerät für die endgültige Aufnahme oder direkt zu den Lautsprechern für die Wiedergabe führen.


Wiedergabe: Schließlich hören Sie das fertige Audiosignal über Lautsprecher oder Kopfhörer. Dies ist der Punkt, an dem das bearbeitete und gemischte Signal für das Gehör wahrnehmbar wird.


Verschiedene Routings am Beispiel der SSL 4000 G+

Jetzt haben wir die Reise des Tons von der Quelle bis zu Ihren Ohren vollendet und beschrieben wo im Signalfluss Anpassungen des Signals möglich sind. Wichtige Anmerkung: der Unterscheid im Signalfluss zwischen digitalem und analogem Workflow liegt lediglich darin, dass bei der digitalen Vorgehensweise AD/DA Wandlung nötig ist.

Der Signalfluss an der SSL 4000 G+

Die SSL 4000 G+ besteht aus Kanälen, Bussen und Sektionen, die gemeinsam einen effizienten Signalfluss ermöglichen. Zentral hierbei sind die Bussammelschienen, die als Herzstück des Mischpults fungieren. Und eine zweite Reihe Fader um z.B. Bussignale zu mischen. Eine Bussammelschiene sammelt das Audiomaterial von verschiedenen Kanälen und führt es zu einem gemeinsamen Punkt, bevor es zu weiteren Verarbeitungsschritten gelangt.

Bussammelschienen kurz erklärt:

Eine Bussammelschiene ist sehr einfach mit dem StereoOut (MasterBus/MixBus) zu vergleichen, es handelt sich in den meisten Fällen um einen Stereo Kanal bei dem es möglich ist Effekte einzuschleifen um so die Signale die auf dem Bus gemischt sind „gleichzeitig“ zu bearbeiten.

Bussammenschiene = Subgroup 1

Bussammelschienen und ihre Vorteile

Effektive Verarbeitung: Indem man Effekte auf Bussammelschienen platziert, können sie auf mehrere Signale gleichzeitig angewendet werden. Das spart nicht nur Rechenleistung, sondern ermöglicht auch eine übersichtliche und konsistente Verarbeitung verschiedener Elemente im Mix. Bei der Bearbeitung von Audiosignalen unterscheiden wir grundsätzlich zwischen Ersetzungseffekten und Zumischeffekten. 


Kohärenz im Klangbild: Durch die Verwendung von Bussammelschienen wird eine klangliche Kohärenz im gesamten Mix gewährleistet. Gezielt gewählte Effekte wie Reverb oder Delay die zum Song passen und auf einer Bussammelschiene platziert sind, färben alle Signale, die durch diese Schiene fließen, gleichmäßig ein und erzeugen ein zusammenpassendes Klangbild.


Effiziente Arbeitsweise: Mehrere Signale können auf eine Bussammelschiene geroutet werden, was zu einer effizienten Arbeitsweise führt. Statt jeden Kanal einzeln zu bearbeiten, können ähnliche Signale gemeinsam auf einer Bussammelschiene verarbeitet werden.


Wann Bearbeitung auf dem Kanal, anstatt auf der Sammelschiene vorteilhafter ist: Beispielweise wenn mehrere Vocal Spuren mit AutoTune bearbeitet werden sollen, muss das AutoTune Plugin auf den respektiven Kanälen und nicht auf dem Bus eingesetzt werden. Auch Zumischeffekte können manchmal ihren Zweck nur im Kanal eingesetzt erfüllen. Ein Beispiel wäre: Vocals -> EQ -> Reverb -> Kompression -> Bus um einen besonderen Effekt zu erzielen

Fazit

Die Übertragung des Signalflusskonzepts von der SSL 4000 G+ auf moderne DAWs wie Logic Pro X erfordert Anpassungen, bietet jedoch Vorteile in Bezug auf Effizienz, Klangkohärenz und Arbeitsweise. Die Nutzung von Bussammelschienen und das Verständnis von Ersetzungs- und Zumischeffekten ermöglichen eine professionelle und flexible Audioproduktion, die das Beste aus analogem und digitalem Workflow vereint. Indem Sie die bewährten Prinzipien des analogen Signalflusses in Ihrer digitalen Produktionsumgebung nutzen, können Sie einen ausgewogenen Mix mit einer konsistenten Klangästhetik erreichen.

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